Christliche Trauergemeinde!

Warum ich wohl das Evangelium von der Auferweckung des Jünglings von Naim als Ev. bei diesem Trauergottesdienst gewählt habe?

1. Weil dieses Ev. in der großen jetzt zur Verfügung stehenden Textauswahl bei einem Begräbnisgottesdienst gewählt werden kann,

2. weil dieses Ev. heute am Fest der hl. Mutter Monika, der Mutter des großen Kirchenvaters Augustinus in der Messliturgie vorgesehen ist,

3. aber deshalb weil uns dieses Ev. so trostvoll den Todesfall des heutigen Begräbnisgottesdienstes deutet.

Wie oft musste ich im 2. Weltkrieg als Lazarettpfarrer junge Männer die in der Blüte der Jahre hinweggerafft worden waren, begraben. Wir haben dabei gerne das Lied gesungen: „Es ist ein Schnitter, heißt der Tod...“ Ja, wie viele Blüten hat der Schnitter Tod damals im sinnlosen Krieg gemäht auf dem menschlichen Ackerfeld. Aber das Bild vom grausamen Schnitter Tod, dem letztlich niemand entrinnen kann, ob alt oder jung, ist eigentlich kein christliches Bild für die rechte Deutung dessen, was uns beim Ende des irdischen Lebens eines Menschen so hart zusetzt und uns so wehmütig und traurig stimmt.

Wir denken lieber anstelle des Schnitters Tod an jenen, der mit der Auferstehungsfahne in der Hand siegreich dem Tod entgegengetreten ist. Und das ist unser Herr Jesus Christus. Er hat Macht auch über den Tod. Während seines öffentlichen Wirkens hat Jesus – wie uns die Evangelisten berichten – nur dreimal Tote zum Leben erweckt: das Töchterlein des Jairus, seinen Freund Lazarus und den Jüngling von Naim. Immer vollzog Jesus dabei die Totenerweckung, um besonders hart betroffenen Menschen zu helfen, sie aufzurichten und zu trösten.

Der Tote von Naim war der einzige Sohn seiner Mutter; wie hätte da Jesus nicht an seine eigene Mutter denken können und an ihr Leid um den einzigen Sohn! Jesus sprach zu der Mutter des toten Jünglings: „Weine nicht!“ Das sollte kein billiger Trost sein, sondern die Ankündigung der Auferweckung: Dein Leid wird in Freude verwandelt, Mutter! Du wirst es gleich sehen und erleben. Und wirklich: Der Herr berührte die Bahre und sprach zu dem Toten: „Jüngling, ich sage dir, steh auf!“ Da richtete sich der Tote auf. Und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Nun hatte sie wahrlich keinen Grund mehr, zu weinen. Das Leid war überwunden durch den Sieger über den Tod!

„Weine nicht!“ Das gilt auch allen anderen Müttern, die um ihre toten Söhne klagen. Das galt geistigerweise auch für die hl. Mutter Monika, die es bitter beklagte, dass ihr Sohn Augustinus auf Irrwege geraten war und von der Taufe und Bekehrung nichts wissen wollte. Da betete Monika und weinte tagelang, monatelang, bis sie eines Tages dem Bischof Ambrosius von Mailand ihr Leid klagte. Und dieser tröstete Mutter Monika mit den Worten;: „Das Kind so vieler Gebete und so vieler Tränen kann nicht verlorengehen!“ Und tatsächlich, bald schon schlug für Augustinus die Gnadenstunde der Bekehrung und aus dem Verirrten und im Laster verstrickten wurde nicht bloß ein ganzer Christ, sondern sogar der große Bischof und Kirchenlehrer, der die ganze Christenheit mit dem Licht seiner Lehre erleuchtet hat!

„Weine nicht!“ So möchte ich mit vielen anderen heute zu jener Mutter im Auftrag Christi sagen, die heute ihren Sohn zu Grabe tragen muss: Das Leid ist zwar übergroß, aber dahinter steht doch bei uns Christen die feste Überzeugung aus dem Glauben: Der Tote wird auferstehen und es gibt ein Wiedersehen! Die Mutter von Naim hatte in ihren einzigen Sohn ihre ganze Hoffnung gesetzt, er hatte sich so großartig entwickelt und zu einer prächtigen Persönlichkeit entfaltet. Nun hatte ihn vermutlich eine unheilbare Krankheit in der Blüte der Jugend hinweggerafft. Die Mutter weinte und trauerte. Wir möchten sagen: sie weinte und trauerte mit vollem Recht über diesen so schmerzlichen Verlust. Und dennoch tröstete sie der Herr mit den Worten: „Weine nicht!“ Der Herr hat den jungen Menschen wieder zum Leben erweckt. Wird es beim 23jährigen .......... nicht auch so sein? Gewiss ließ der prächtige junge Mann viel erwarten und war der Stolz seiner Mutter, seines Vaters, als er seine Studien gut abgeschlossen hatte und einen vielversprechenden Beruf erwählt hatte. Aber hat dieser junge Mann seine wahre Größe nicht erst dann bewiesen, als er hart geprüft wurde. Zuerst bei einem schweren, völlig unverschuldeten Unfall und dann bei einer – vielleicht durch den Unfall ausgelösten -tückischen Krankheit. Wie ergeben und tapfer ließ er die sechs Operationen über sich ergehen, in der Hoffnung, wieder gesund zu werden. Wie hat er sich aber ohne Murren und Klagen in das ihm von Gott zugedachte Geschick schließlich ergeben, als keine Hoffnung auf Wiedergesundung mehr war. „Er hat es bestanden – wir müssen es erst noch bestehen“. Er ging schon den Weg der Vollendung und ruft nun seiner Mutter zu: „Weine nicht!“ Der Herr wird mich auferwecken, und wir werden uns wiedersehen! Möge das der schönste Trost im schmerzlichen Leid sein: Dieter ist ein früh Vollendeter und hat – gestärkt durch die Gnadenmittel der Kirche – das Ziel schon erreicht. So viele in seinem Alter gibt es heute, die zwar leben, aber seelisch tot sind, weil sie dem Laster, der Droge, dem Unglauben verfallen sind. Viel schmerzlicher ist es für eine Mutter, auf solche Weise einen Sohn verloren zu haben. Da muss ich wieder an die hl. Mutter Monika heute an ihrem Fest denken. Ihr ist es gelungen, durch ihr vieles Beten die Bekehrung des Sohnes Augustinus zu erreichen. Darum wurden ihre Tränen getrocknet. Aber bei so vielen Müttern ist das heute nicht mehr der Fall, weil sie nicht mehr für ihre Kinder beten und nicht mehr an jene Mutter denken, die wir mit Recht die Schmerzensmutter nennen, die zu unserem Heil ihren einzigen Sohn im Tod am Kreuz auf Golgota hingeopfert hat. Möge die Schmerzensreiche die Mutter, den Vater, die Schwester und alle Angehörigen des lieben .............. trösten und stärken in ihrem Leid!

Wir wissen um die Wahrheit, die uns in der Totenpräfation verkündet wird: „In Jesus Christus erstrahlt uns die Hoffnung, dass wir zur Seligkeit auferstehen. Bedrückt uns auch das Los des sicheren Todes, so tröstet uns doch die Verheißung der künftigen Unsterblichkeit. Denn deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben nur gewandelt, nicht genommen. Und wenn die Herberge der irdischen Pilgerschaft zerfällt, ist uns im Himmel eine ewige Wohnung bereitet... Dann wirst du alle Tränen trockenen. Wir werden dich, unseren Gott, schauen, wie du bist, dir ähnlich sein auf ewig und dein Lob singen ohne Ende“.

So endet auch das Ev., das ich für diesen Begräbnisgottesdienst gewählt habe. Vom Volk, dass die Auferweckung des Jünglings von Naim erlebt hatte, heißt es: „Sie priesen Gott und sagten: Gott hat seinem Volk Gnade erwiesen“. Es ist die Gnade des Glaubens an die Auferstehung und das ewige Leben. Mit dem Blick darauf kann der Apostel Paulus uns sagen: Tröstet einander mit diesen Worten! Amen